Das Virus SARS-CoV-2 und die Corona-Pandemie waren im Jahr 2021 auch für die Forschung und Entwicklung im Bereich Diagnostik allgegenwärtig. Wir führten mehrere Vergleichsstudien zur Empfindlichkeit (Sensitivität) und zur Genauigkeit (Spezifität) der verschiedenen SARS-CoV-2-Tests durch und konnten die Ergebnisse publizieren. Diese Arbeiten bilden die Basis für epidemiologische Studien, mit denen wir die Häufigkeit von Antikörpern auf SARS-CoV-2 in Blutspenden untersuchen wollen. In einer längerfristigen Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Infektiologie der Universität Bern durchgeführt wird, verfolgen wir die Entwicklung von SARS-CoV-2-Antikörpern bei rund 1000 Polizistinnen und Polizisten.
In zwei Studien beschäftigen wir uns mit der Verbreitung von Hepatitis E. In einer Studie wurde untersucht, wie viele Patientinnen und Patienten nach Transplantationen mit Hepatitis E infiziert sind; diese Studie ist inzwischen zu 90% abgeschlossen. In einer anderen Studie geht es um die Hepatitis-E-Infektionsrate bei Blutspendenden in den Jahren 2018–2020. Das Ziel ist herauszufinden, wie häufig sich eine Infektion mit Hepatitis E in den Blutspenden nachweisen lässt und wie gross das Risiko ist, dass Hepatitis E mit Blutprodukten übertragen werden kann. Momentan werden in der Schweiz alle Blutspenden auf Hepatitis E getestet – die Ergebnisse dieser Studie sollen als Grundlage für den Entscheid dienen, ob diese Testung auch in Zukunft weitergeführt werden soll.
Im Bereich Blutgruppendiagnostik wurden 13 neue Blutgruppenallele entdeckt (10× Rh, 2× AB0, 1× Emm).
Im Bereich Produkte entwickelt eine Doktorandin eine Methode, mit der man untersuchen kann, wie sich die Funktion von transfundierten Thrombozyten abhängig von ihrer Lagerungsdauer «in vivo» verändert. In einer zukünftigen Studie sollen bei Personen, die jeweils unterschiedlich lange gelagerte Thrombozytenkonzentrate erhielten, die Zirkulation und die Funktion der Blutplättchen getestet werden. Für diese Studie werden gespendete Thrombozyten vor der Transfusion mit einem kleinen Molekül markiert (Biotin). Später, wenn das Blut der Testpersonen im Labor untersucht wird, lassen sich die markierten Thrombozyten mithilfe spezieller Methoden erkennen. Die Erkenntnisse aus dieser Studie sollen dazu beitragen, die Lagerungsbedingungen für Thrombozytenkonzentrate und damit auch die Funktionalität der transfundierten Thrombozyten zu verbessern.
In einer weiteren, längerfristigen Studie befassen wir uns mit den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Durch die Lagerung nach der Blutspende werden Erythrozyten geschädigt; davon erholen sie sich aber, sobald sie sich nach der Transfusion wieder in einem menschlichen Körper befinden. Im Jahr 2021 entwickelte unser Doktorand ein Modell, mit dem man im Labor untersuchen kann, wie sich gelagerte Erythrozyten nach der Transfusion erholen. Dazu benötigen die Blutzellen eine geeignete Umgebung, unter anderem Blutplasma, eine Zirkulation und die richtige Umgebungstemperatur. Mit diesem Modell können wir herausfinden, wie sich unterschiedliche Einflüsse (z. B. entzündliche Prozesse bei der spendenden Person, Lagerungskonditionen) auf die Erholungsfähigkeit der Erythrozyten auswirken.